DGS startet Umfrage zu potenziell inadäquaten Schmerzmedikamenten für ältere Menschen

- Priscus-Liste 2.0

Der gezielte Einsatz von Arzneimitteln ist für viele Patienten ein wesentlicher Bestandteil einer rationalen und ganzheitlichen medizinischen Behandlung – auch in der Schmerzmedizin. Laut Daten des Robert-Koch-Instituts nehmen in Deutschland 87,1% der über 65-jährigen Frauen mindestens ein Präparat ein, unter Männern sind es 86,3%. Über 40% der 70- bis 79-Jährigen nehmen zeitgleich mindestens fünf ärztlich verordnete Arzneimittel ein [1]. Werden apothekenpflichtige rezeptfreie Produkte und Nahrungsergänzungsmittel mitberücksichtigt sowie definierte Indikationsbereiche evaluiert (zum Beispiel „Schmerz“), so liegen die Raten nochmal deutlich höher. Für Betroffene folgt daraus ein beträchtliches Anwendungsrisiko, weshalb die medikamentöse Therapie bei älteren Menschen mit sicheren, wirksamen und vor allem auch angewandten Arzneimitteln mehr Aufmerksamkeit verdient.


Indem potenziell inadäquate Medikamente (PIM) vermieden werden, kann die Behandlung mit Arzneimitteln bei älteren Patienten nicht nur angenehmer und sicherer gestaltet werden, sondern auch wirksamer. Viele Medikamente können bei älteren Menschen abhängig von der Dauer der Anwendung mehr, schwerwiegendere und mitunter andere Nebenwirkungen verursachen als bei jüngeren Patienten, sodass sich das Nutzen-Risiko-Verhältnis verändern kann.
Mit dem Ziel, die Arzneimittelversorgung im Alter zu verbessern, wurde 2010 die erste Version der sogenannten PRISCUS-Liste veröffentlicht, die eine Zusammenstellung potenziell inadäquater Medikamente enthält. Anfang 2023 wurde diese Liste nun auf den neuesten Stand gebracht (Version 2.0) und die Ergebnisse im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht [2]. Bei dieser Aktualisierung haben 59 Expertinnen und Experten in einem Umlaufverfahren in drei Runden – und von Runde zu Runde stark abnehmender Beteiligungsrate – bewertet, ob aus ihrer Sicht die 187 gelisteten Wirkstoffe problematisch für ältere Menschen sein können und daher als PIM eingestuft werden müssen.

Teilen Sie Ihre Erfahrung!
Die Autorinnen und Autoren der PRISCUS-Liste 2.0 empfehlen dringend, die ausgesprochenen Empfehlungen und Einschätzungen durch prospektive epidemiologische Studien zu validieren und auf ihre Alltagstauglichkeit zu überprüfen. Als führende Versorgergesellschaft kommt die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) diesem Aufruf gerne nach und bittet alle praktisch tätigen Ärztinnen und Ärzte, die in der aktualisierten PRISCUS-Liste aufgeführten (und andere schmerzmedizinisch relevante) Wirstoffe dahingehend zu bewerten, ob diese in Abhängigkeit der Anwendungsdauer als potenziell inadäquate Medikamente für ältere Menschen eingestuft werden müssen.

 

Aus Sicht des DGS-Vorstandes ist eine solche Bewertung durch die in der Verantwortung stehenden Ärztinnen und Ärzte der praktischen schmerzmedizinischen Versorgung nicht nur sinnvoll, sondern auch dringend notwendig, um für die konkrete Patientenversorgung sinnvolle Handlungsempfehlungen geben zu können. Denn auch wenn ein von PRISCUS als PIM bewerteter Wirkstoff für Ältere im Allgemeinen nicht geeignet ist, kann seine Anwendung im Rahmen einer individualisierten Schmerztherapie trotzdem notwendig und gut verträglich sein. Die individuelle Einschätzung der klinischen Situation der Patientinnen und Patienten und die daraus folgende Auswahl der am besten geeigneten Medikation ist und bleibt eine wichtige Aufgabe der behandelnden Ärztinnen und Ärzte. Deshalb kann die Frage, ob ein bestimmtes Arzneimittel
geeignet oder ungeeignet ist, nur im Einzelfall und anhand der individuellen klinischen Situation des Patienten entschieden werden.

Daher bitten wir Sie, dem nachfolgend gezeigten Link oder QR-Code zu folgen und Ihre persönliche Erfahrung zu den gelisteten Wirkstoffen zu teilen.

Wir bitten alle Ärztinnen und Ärzte an dieser Umfrage teilzunehmen.

Der Fragebogen ist anonymisiert und die Umfrage dauert nur wenige Minuten

Jetzt zur Umfrage


Literatur
1. Knopf H, Grams D. Arzneimittelanwendung von Erwachsenen in Deutschland: Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz. 2013;56(5-6):868-77
2. Mann NK et al. Potentially inadequate medications in the elderly: PRISCUS 2.0 – first update of the PRISCUS list. Dtsch Arztebl Int. 2023;120:3-10.