Neues DGS-Projekt CIBS (Cannabis Informations- und Beobachtungssystem)

© Oakozhan - stock.adobe.com

Zwei Jahre nach der Legalisierung von Cannabinoiden als Therapieoption bei Patienten mit schwergradiger Symptomlast reiben wir uns die Augen: Zwar ist die Zahl der Verordnungen aller Cannabinoide, sowohl der Fertigarzneimittel als auch der Rezepturarzneimittel und Blüten, gestiegen, dennoch ist es nicht zu einem mehr an Wissen für eine verbesserte Versorgung gekommen. Für viele Menschen mit schweren chronischen und therapierefraktären Schmerzen war die Erleichterung in der Verordnung von Cannabinoiden dennoch ein Segen und aus ethischen Gründen eine legal verfügbare alternative Behandlungsoption als ein Add-On im laufenden Therapieregime.

Was ist gesichert in der Therapie mit Cannabinoiden, was ist Spekulation, was ist Irrglaube? Zu Recht erwarten wir, nach zwei Jahren der Diskussion, zuletzt intensiv beim 30. Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt, keine tiefreichenden Erkenntnisse aus der gesetzlich vorgeschriebenen Begleiterhebung. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) hat sich mit ihrer jüngst veröffentlichten DGS-Praxisleitlinie „Cannabis in der Schmerztherapie" zur Aufgabe gemacht, die verworrene Verordnungssituation durch evidenzbasierte Empfehlungen für verschiedene Indikationen aufzuhellen. Es besteht ein erheblicher Bedarf an fundierten Studien, um den Verordnern eine rationale, bedürfnisorientierte und medizinisch begründbare Therapie zu ermöglichen. Die Plattform für die Versorgungsforschung in der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. ist das Praxisregister Schmerz. Dieses Register ermöglicht die systematische, großangelegte und flächendeckende Sammlung von Versorgungsdaten zu allen am Markt verfügbaren Cannabinoiden. Es sollen die Routinedokumentationen im Rahmen der Regelversorgung prospektiv erhoben werden, um den schmerzmedizinischen Nutzen, die Sicherheit und das Verträglichkeitsprofil der verschiedenen Cannabinoide in ihrer Anwendung darstellen zu können. Diese nicht interventionellen behandlungsbegleitenden Beobachtungen können keine doppelblind randomisierten Placebo-kontrollierten Studien ersetzen, können diese aber vorbereiten und geben in jedem Fall mehr Einblick in die Versorgungsbedingungen mit Cannabinoiden als es die laufende gesetzlich vorgeschriebene 5-Jahresbeogleiterhebung ermöglicht.

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin möchte mit diesem Projekt die Anwendungssicherheit mit Cannabinoiden erhöhen, Indikationen und Wirkungen schärfer eingrenzen sowie Nebenwirkungen abbilden. Ein solches Beobachtungskonzept soll über eine Poolfinanzierung in einer transparenten Kooperation mit pharmazeutischen Unternehmen, die an Cannabis als Schmerzmedizin interessiert sind, umgesetzt werden und kann darüber hinaus auch als Plattform für prospektive Beobachtungsstudien dienen. Auch andere Geldgeber sind vorstellbar. Die Evaluation der dokumentierten Beobachtungsdaten wird unabhängig von der Industrie erfolgen und durch den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin verantwortet. Diese dringend notwendigen Aktivitäten benötigen ihre konkrete Mitarbeit, sowie das Engagement der behandelten Schmerzpatienten.

Begleiten sie ihre Patienten unter Alltagsbedingungen, spenden sie ihre Informationen an Kollegen und andere Patienten und lassen sie uns den erreichbaren Informationsgewinn teilen.

Das Projekt CIBS – Cannabis Informations- und Beobachtungssystem soll Anfang Mai 2019 starten. Wir hoffen auf ihre aktive Mitarbeit.

Dr. Johannes Horlemann

Präsident der Deutschen Gesellschaft f. Schmerzmedizin e.V.