Gemeinsam die schmerzmedizinische Versorgung verbessern

Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2024 – Schwerpunkt Rückenschmerz
Gemeinsam die schmerzmedizinische Versorgung verbessern

Berlin, 12.03.2024. Mit dem Schwerpunktthema „Rückenschmerz: gestern – heute morgen“ beginnt heute der Deutsche Schmerz- und Palliativtag 2024. Der in Deutschland größte digitale Kongress zum Thema „Schmerzmedizin“ findet bis zum 16. März statt. Zum Auftakt forderte Dr. Johannes Horlemann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) und einer der beiden Kongresspräsidenten, eine rechtssichere Bedarfsplanung, die derzeit nicht existiert, da der Facharzt für Schmerzmedizin bisher nicht eingeführt wurde. Die DGS verfolgt das Ziel, die schmerzmedizinische Versorgung nachhaltig zu verbessern.

„Wenn wir jetzt nicht handeln, wird sich die schmerzmedizinische Versorgung in Deutschland weiter verschlechtern“, warnt Horlemann. Als Gründe führt der DGS-Präsident unter anderem den zunehmenden Mangel an Schmerzmedizinern an. Aktuell können die knapp 1.400 schmerzmedizinisch tätigen Spezialisten nur 10 % der schwerst schmerzerkrankten Betroffenen versorgen. Diese Situation wird sich unter anderem dadurch verschärfen, dass rund die Hälfte der Schmerzspezialisten in den nächsten Jahren in den Ruhestand geht.

Eine Bedarfsplanung für die Schmerzmedizin existiert derzeit nicht. Und so ist auch die Nachbesetzung der Arztsitze mit schmerzmedizinischer Spezialisierung unsicher. Dabei befürwortet bereits ein im Jahr 2018 vom G-BA angenommenes Gutachten eine Bedarfsplanung für die Schmerzmedizin. 1 Aufgrund des Krankenhaustransparenzgesetzes ist zudem mit der Schließung weiterer stationärer schmerzmedizinischer Einrichtungen zu rechnen, was die Mangelversorgung zusätzlich verschärft. „Wir brauchen aber schmerzmedizinisch tätige Einrichtungen in allen deutschen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern“, fordert Horlemann konkret.

Die Einführung eines „Facharztes für Schmerzmedizin“ könnte helfen, die Versorgung zu

verbessern. Dafür sprach sich auch die Mehrheit der Teilnehmer des Deutschen Schmerzund Palliativtages 2023 aus. Und auch ein Eckpunktepapier, das gemeinsam mit Vertretern des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages im vergangenen Jahr verabschiedet wurde, unterstützt diese Forderung.

Qualität schmerzmedizinischer Behandlungen sicherstellen und erhöhen
Neben der Unterversorgung beklagte Horlemann die Fehlversorgung. Beispielsweise würden viel zu oft Rückenoperationen durchgeführt, die nicht indiziert seien. Die Evaluation von 9.701 Patientinnen und Patienten, die vor einer elektiven Wirbelsäulenoperation zur Linderung ihrer Kreuz-/Rückenschmerzen ein Zweitmeinungsangebot in Anspruch genommen hatten, ergab nur in 4,5 % der Fälle eine Bestätigung der OP-Indikation. 2 Die DGS setzt sich daher für eine Berücksichtigung schmerzmedizinischer Aspekte vor jeder Entscheidung für eine Rückenoperation ein. Diese Expertise sollte bei Operateuren verbessert werden und kann in einer vernetzten Zusammenarbeit mit Schmerzmedizinern dargestellt werden.

Als weitere Maßnahmen für eine qualitativ angemessene schmerzmedizinische Versorgung nennt Horlemann die Förderung des schmerzmedizinischen Nachwuchses sowie die Etablierung von Schmerzkonferenzen als Plattform für alle Berufsgruppen, die chronischen Schmerz behandeln. Bei bestimmten akuten Schmerzzuständen, wie dem komplexen regionalen Schmerzsyndrom (CRPS), akuten Clusterkopfschmerzen, akuten neuropathischen Schmerzen und Tumorschmerzen sollten Patienten möglichst binnen fünf Tagen von einem schmerzkompetenten Arzt gesehen werden.

Kongressschwerpunkt Rückenschmerz als Beispiel für Unter- und Fehlversorgung
Ein Beispiel für die Unter- und Fehlversorgung ist der chronische Rückenschmerz Schwerpunktthema beim diesjährigen Kongress: Im Jahr 2021 waren 26,2 Millionen Menschen in Deutschland wegen Rückenschmerzen in Behandlung. 3 Inklusive der Folgekosten fielen im Jahr 2020 in Deutschland Kosten in Höhe von 11,6 Milliarden Euro für Rückenschmerzen an. 4 „Das Hauptproblem sind chronische Rückenschmerzen, die durch unzureichend behandelte akute Schmerzen entstehen“, sagt Dr. Heinrich Binsfeld, Vizepräsident der DGS und ebenfalls Kongresspräsident, zu der Situation. Die DGS möchte dazu beitragen, die Versorgung von Menschen mit Rückenschmerzen zu verbessern und so auch die Kosten zu reduzieren. Ein Ansatz dafür ist eine frühere Diagnostik, um die Chronifizierung zu vermeiden. Dabei müssen neben körperlichen Ursachen auch psychologische und soziale Faktoren des Rückenschmerzes berücksichtigt werden. Aufgrund der langen Wartezeiten für psychotherapeutische Behandlungen empfiehlt Binsfeld den Einsatz Digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA) zur Überbrückung.

DGS trägt schmerzmedizinische Kompetenz durch Kooperationen in die Breite
„Da beinahe jeder Arzt und jede Ärztin im Praxisalltag regelmäßig mit dem Symptom Schmerz und auch mit chronischen Schmerzen konfrontiert ist, ist es der DGS ein großes Anliegen, das schmerzmedizinische Wissen sowie Kompetenzen in Diagnostik und Therapie in die Breite zu tragen“, so DGS-Vorstandsmitglied Dr. Thorsten Luecke. Für eine bessere interdisziplinäre Versorgung kooperiert die DGS mit anderen Fachgesellschaften. Dazu zählen die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM), die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), die Deutsche Gesellschaft für Osteopathische Medizin (DGOM) und die Deutsche Gesellschaft für Neuromodulation (DGNM). Gemeinsam mit diesen Partnern gestaltet die DGS spezifische Fortbildungen und Symposien – auch auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2024. Zudem beinhaltet die Kooperation, gemeinsame PraxisLeitlinien und Leitfäden zu veröffentlichen und curriculare Angebote zu entwickeln.

Vielfältiges Kongressprogramm soll Unter- und Fehlversorgung entgegenwirken
Das Kongressprogramm des Deutschen Schmerz- und Palliativtags 2024 beinhaltet eine Vielzahl an Fortbildungsveranstaltungen, um die schmerzmedizinische Kompetenz in der breiten Ärzteschaft zu erhöhen. Eines der Highlights und gleichzeitig Kongressabschluss ist das gesundheitspolitische Symposium am Samstag, den 16. März, von 12:00 – 13:30 Uhr. Gemeinsam mit Vertretern der im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien will der Vorstand der DGS dabei den schmerzmedizinischen Versorgungsnotstand diskutieren und Lösungswege aufzeigen.

Kongress-Highlights (Programmänderungen vorbehalten)

Thema

Termin

Uhrzeit

Exzellenzvortrag „Geschlechtersensible

Schmerzmedizin – Neue Chancen?“

Dienstag, 12. März

17:15 – 18:00 Uhr

Symposium Rückenschmerz und Rheuma

Dienstag, 12. März

18:15 – 19:45 Uhr

Schmerzmedizin für Frauen − Symposium

der DGS in Kooperation mit der DGGG

Dienstag, 12. März

18:15 – 19:45 Uhr

Untersuchungstechniken des Rückens:

Basis- und Spezialkurse

Dienstag bis Samstag

 

Elektrotherapie bei Rückenschmerz – Spinal

cord stimulation – Symposium der DGS in

Kooperation mit der DGNM

Mittwoch, 13. März

17:00 – 18:30 Uhr

Osteopathie: Was hilft? Und wie? −

Symposium der DGS in Kooperation mit der

DGOM

Donnerstag, 14 März

17:00 – 18:30 Uhr

Deutscher Schmerzpreis 2024: Bekanntgabe

des diesjährigen Preisträgers

Samstag, 16. März

08:45 – 9:00 Uhr

Gesundheitspolitisches Symposium

Samstag, 16. März

12:00 – 13:30 Uhr

Steckbrief Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2024 – ONLINE
Termin: 12. bis 16. März 2024 Ort: Der Kongress findet online statt.
Thema: Individualisierung statt Standardisierung – Schwerpunkt: Rückenschmerz: gestern – heute – morgen
Veranstalter: Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V.
Anmeldung: https://interplan.eventsair.com/hhschmerz24/herzlich-willkommen/Site/Register

Weiterführende Informationen: 
https://www.dgschmerzmedizin.de/kongresse/deutscher-schmerz-und-palliativtag

Pressemitteilung als PDF

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) ist mit rund 4.000 Mitgliedern und 120 Schmerzzentren die führende Fachgesellschaft zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Schmerzliga e. V. ist es ihr vorrangiges Ziel, die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern – durch eine bessere Diagnostik und eine am Lebensalltag des Patienten orientierte Therapie. Dafür arbeiten die Mitglieder der DGS tagtäglich in ärztlichen Praxen, Kliniken, Schmerzzentren, Apotheken, physiotherapeutischen und psychotherapeutischen Einrichtungen interdisziplinär zusammen. Der von der DGS gestaltete jährlich stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag zählt seit 1989 auch international zu den wichtigen Fachveranstaltungen und Dialogforen. Aktuell versorgen etwa 1.321 ambulant tätige Schmerzmediziner die zunehmende Zahl an Patienten. Für eine flächendeckende Versorgung der rund 3,9 Millionen schwerstgradig Schmerzkranken wären mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Um eine bessere Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen zu erreichen, fordert die DGS ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen – ambulant wie stationär – sowie eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung.

 

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Tel. 030 – 85 62 188 – 0

Fax 030 – 221 85 342

info@dgschmerzmedizin.de

www.dgschmerzmedizin.de

 

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