DGS-PraxisLeitlinie Migräne speziell für die gynäkologische Praxis

„DGS-Initiative chronischer Kopfschmerz II – Für eine fachübergreifende Verbesserung der Primärversorgung"
 

Berlin, 24. September 2024. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) stellen im Rahmen ihrer verstärkten Kooperation ihr erstes gemeinsames Projekt vor: die „DGS-PraxisLeitlinie: Kernwissen zu Diagnostik und Behandlung von Migräne für Gynäkologinnen und Gynäkologen“. Damit geht die „DGS-Initiative chronischer Kopfschmerz II – Für eine fachübergreifende Verbesserung der Primärversorgung“ in die Verlängerung. Ziel der Initiative ist es, die Primärversorgung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Kopfschmerzen zu verbessern. Die PraxisLeitlinie vermittelt Gynäkologinnen und Gynäkologen kompaktes Wissen zu Diagnostik und Therapie der Migräne. Die Fachgesellschaften unterstützen sich darüber hinaus gegenseitig in Fortbildungen und planen gemeinsame Publikationen, um die Versorgung von Frauen mit Schmerzerkrankungen zu verbessern.

Die neue DGS-PraxisLeitlinie „Kernwissen zu Diagnostik und Behandlung von Migräne für Gynäkologinnen und Gynäkologen“ soll Frauenärztinnen und Frauenärzte bei der Umsetzung individueller Therapiekonzepte für Migränepatientinnen unterstützen. Dazu gibt sie detaillierte Einblicke in die vielfältigen Ausprägungen des Krankheitsbilds sowie eine Übersicht über die Behandlungsmöglichkeiten. Beispielsweise beschreibt die PraxisLeitlinie die häufigsten für die Gynäkologie relevanten Migräneformen und verschiedene Aura-Symptome sowie mögliche Einflussfaktoren wie hormonelle Veränderungen, um die Diagnostik in der gynäkologischen Praxis zu erleichtern. Auch eine Übersicht über die ICD-10-Codes für Migräne sowie Wissenswertes zur Verordnung von Kontrazeptiva bei Frauen mit Migräne finden Ärztinnen und Ärzte in der Leitlinie.

Praxistipps erleichtern Diagnose und Therapie in der gynäkologischen Praxis
Die PraxisLeitlinie erläutert die diagnostischen Kriterien der verschiedenen Migräneformen. „Für Gynäkologinnen und Gynäkologen ist besonders die Kenntnis der Migräne mit Aura wichtig. In Verbindung mit dem Einsatz von kombinierten oralen Kontrazeptiva kann das Risiko für einen Schlaganfall um mehr als das 15-fache erhöht sein. Bei jeder Verordnung eines Kontrazeptivums sollte daher eine Kopfschmerz- und Aura-Anamnese erhoben werden“, erklärt Prof. Dr. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel, die von der DGS als DGS-Exzellenzzentrum ausgezeichnet wurde. „Die PraxisLeitlinie schließt u. a. für die Versorgung wichtige Themen wie die menstruelle Migräne, Auswirkungen der Migräne auf die Schwangerschaft, Effekt von geburtshilflichen Eingriffen auf die Migräne, Zusammenhang von Migräne und Endometriose oder sexueller Funktion ein“, merkt Göbel an. Sie stellt die Therapiemöglichkeiten bei Migräne übersichtlich dar und bezieht insbesondere auch die für Gynäkologinnen und Gynäkologen wichtigen Therapieoptionen in Schwangerschaft und Stillzeit mit ein. Enthalten sind ebenso Informationen zu modernen Behandlungsverfahren mit CGRP-Antikörpern. Wie alle PraxisLeitlinien der DGS ist auch diese Version patientenzentriert verfasst, d. h. auf die bestmögliche Behandlung der Patientinnen bedacht. Damit richtet sich die DGS nach ihrem Grundsatz, eine individualisierte Schmerzmedizin zu fördern.
„Gynäkologinnen und Gynäkologen sehen und behandeln Patientinnen vom Jugend- bis zum Seniorenalter, hier spielen auch chronische Kopfschmerzen und deren Beeinflussung durch Veränderungen weiblicher Sexual-Hormone eine Rolle“, betont Prof. Dr. Christian Thaler, 1. DGGG-Vizepräsident. „Spezifische Fortbildungen zu diesem Thema sind daher äußerst hilfreich für die Kolleginnen und Kollegen.“ Es gelte, die schmerzmedizinische Expertise der Gynäkologinnen und Gynäkologen zu erweitern. Auch aus der Perspektive der Schmerzmedizin sind die Besonderheiten von Frauen ein wichtiger Faktor, da diese sowohl in der Diagnostik als auch in der medikamentösen Therapie stärker berücksichtigt werden müssen.

Gemeinsam die Versorgung von Frauen mit Schmerzerkrankungen verbessern
„Wir freuen uns sehr, die Kopfschmerzinitiative II in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe weiter voranzutreiben“, betont Dr. Johannes Horlemann, Präsident der DGS. „Indem wir Fachgesellschaften unser Wissen austauschen, können wir Patientinnen besser versorgen“, so Horlemann weiter. Migräne ist eine schwer behindernde neurologische Erkrankung. Diese tritt in Europa häufiger bei Frauen (17,6 %) als bei Männern (8 %) auf¹, und zwar am häufigsten im Alter zwischen 15 und 49 Jahren, wobei die höchste Prävalenz (~ 30 %) bei Frauen im Alter von 35 bis 39 Jahren zu verzeichnen ist². Die Weltgesundheitsorganisation stuft Migräne als zweithäufigste Ursache für Behinderungen insgesamt ein (basierend auf den Jahren, die mit einer Behinderung gelebt werden), und als häufigste Ursache für Behinderungen bei Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren.³ Der Produktivitätsverlust aufgrund von Migräne in Europa wird auf etwa 110 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.⁴

Die Initiative wird finanziell unterstützt von den drei Unternehmen

  • AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG 
  • Novartis Pharma GmbH
  • Teva GmbH

Weiterführende Links:

https://www.dgschmerzmedizin.de/versorgung/dgs-praxisleitlinien/

DGS-PraxisLeitlinie Migräne


Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) ist mit rund 4.000 Mitgliedern und 120 Schmerzzentren die führende Fachgesellschaft zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Schmerzliga e. V. ist es ihr vorrangiges Ziel, die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern – durch eine bessere Diagnostik und eine am Lebensalltag des Patienten orientierte Therapie. Dafür arbeiten die Mitglieder der DGS tagtäglich in ärztlichen Praxen, Kliniken, Schmerzzentren, Apotheken, physiotherapeutischen und psychotherapeutischen Einrichtungen interdisziplinär zusammen. Der von der DGS gestaltete jährlich stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag zählt seit 1989 auch international zu den wichtigen Fachveranstaltungen und Dialogforen. Aktuell versorgen etwa 1.321 ambulant tätige Schmerzmediziner die zunehmende Zahl an Patienten. Für eine flächendeckende Versorgung der rund 3,9 Millionen schwerstgradig Schmerzkranken wären mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Um eine bessere Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen zu erreichen, fordert die DGS ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen – ambulant wie stationär – sowie eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung.

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) ist eine der großen wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie hat sich der Stärkung der Fachgebiete der Frauenheilkunde und Geburtshilfe verschrieben und fördert das gesamte Fach und seine Subdisziplinen, um die Einheit des Faches Frauenheilkunde und Geburtshilfe weiterzuentwickeln. Als medizinische Fachgesellschaft engagiert sich die DGGG fortwährend für die Gesundheit von Frauen und vertritt die gesundheitlichen Bedürfnisse der Frau auch in diversen politischen Gremien.

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Quellen:
¹ Stovner LJ, Andree C. Prevalence of headache in Europe: a review for the Eurolight project. J Headache Pain. 2010 Aug;11(4):289-99. doi: 10.1007/s10194-010-0217-0. Epub 2010 May 16. PMID: 20473702; PMCID: PMC2917556.
² Evers S, Dell'Agnello G, Novick D, Gonderten HS, Panni T, Pascual J. Acute Treatment Patterns, Migraine Burden, and Healthcare Resource Use in People with Migraine: Results From the OVERCOME (EU) Observational Study. Pain Ther. 2024 Jun;13(3):589-607. doi: 10.1007/s40122-024-00589-3. Epub 2024 Apr 16. PMID: 38625512; PMCID: PMC11111430.
³ Steiner TJ, Stovner LJ, Jensen R, Uluduz D, Katsarava Z; Lifting The Burden: the Global Campaign against Headache. Migraine remains second among the world's causes of disability, and first among young women: findings from GBD2019. J Headache Pain. 2020 Dec 2;21(1):137. doi: 10.1186/s10194-020-01208-0. PMID: 33267788; PMCID: PMC7708887.
⁴ Linde M, Gustavsson A, Stovner LJ, Steiner TJ, Barré J, Katsarava Z, Lainez JM, Lampl C, Lantéri-Minet M, Rastenyte D, Ruiz de la Torre E, Tassorelli C, Andrée C. The cost of headache disorders in Europe: the Eurolight project. Eur J Neurol. 2012 May;19(5):703-11. doi: 10.1111/j.1468-1331.2011.03612.x. Epub 2011 Dec 5. PMID: 22136117.